Reisebericht von Johannes Kubon
Wieder einmal war es mir vergönnt, mit der
deutschsprachigen katholischen Pfarrgemeinde St. Michael, Athen, auf Reisen zu
gehen. Es war die 19. Fahrt einer Reihe interessanter Unternehmungen und führte
in ein den meisten doch weithin unbekanntes Land. Bedingt durch die große
Entfernung und die langjährige Unterdrückung durch den Sowjet-kommunismus
kannten viele zwar den Namen Litauen, recht viel wussten sie aber
damit nicht anzufangen.
Das wird nun anders sein. Von den Michaelsreisen kehrt man stets bereichert wieder heim.
Geistliche Impulse, kulturelle Eindrücke, qualifizierte Begegnungen und
gediegene Informationen, das sind die Qualitätsmerkmale einer Reise mit St.
Michael. Erstaunt ist man immer wieder über den günstigen Preis für ein so
vielfältiges und gutes Angebot.
Am Anreisetag, es war Samstag, der 27.
August, erhielten wir nach dem Abendessen einen Gesamtüberblick über unser
Wochenprogramm. Pfr. Brabeck begrüßte unseren Reiseführer, Herrn Pfr.
Dr. Hans-Friedrich Fischer, der aus dem Bistum Erfurt stammt und seit
Anfang der 90er Jahre in Litauen seelsorglich tätig ist. In der Erzdiözese Vilnius
arbeitet er in der Priesterausbildung und engagiert sich außerdem in der
kirchlichen Sozialarbeit. Auf unseren Exkursionen erwies er sich als
kompetenter und stets freundlicher Ansprechpartner.
Am Sonntagvormittag, 28. August, hatten die orthodoxen und evangelischen
Reiseteilnehmer Gelegenheit, jeweils in einer Kirche
ihrer Konfession den Gottesdienst zu besuchen. Die hl. Messe wurde um 12.00 Uhr
zusammen mit den Pfarrangehörigen der Pfarrei Allerheiligen in
deren Kirche zweisprachig gefeiert. Anschließend gab uns Herr Pfr. Dr. Fischer
im Gemeindesaal einen Einblick in die Situation der katholischen Kirche in
Litauen. Nach dem Mittagessen besichtigten wir einige besonders sehenswerte
Kirchen und hatten dann den Rest des Tages zur freien Verfügung.
Am Montag, 29. August empfing uns
der Erzbischof von Vilnius, S.E. Kardinal Audrys
Juozas Backis,
in Privataudienz. Er informierte uns u. a. über verschiedene Probleme im
Bereich der Zusammenarbeit von Kirche und Staat und beantwortete auch
bereitwillig die Fragen der Reisegruppe.
Nach der Audienz stand der Bus wieder
bereit und brachte uns nach Trakai, der
ersten Hauptstadt des Fürstentums Litauen. An die große Vergangenheit erinnert
die Wasserburg auf einer Insel im Galvé-See.
Nach der Besichtigung dieser interessanten Anlage hatte jeder Gelegenheit, eine
Mittagsrast einzulegen. Um 15.00 Uhr wurde die hl. Messe in der Pfarrkirche von
Trakai gefeiert. Hier befindet sich auch das älteste
Muttergottesbild Litauens. Weiter ging es dann nach Kernavé,
dem litauischen Troja, das auf 3000 Jahre Siedlungsgeschichte zurückblicken
kann. Kernavé gilt als erste Hauptstadt Litauens –
noch vor Trakai - und findet in der Chronik Erwähnung
unter der Jahreszahl 1279. Den Abschluss des Tages erlebten wir im
stimmungsvollen Cili Village Restaurant in der Altstadt von Vilnius.
Für unsere Reisegruppe war die Exkursion am
Dienstag, 30. August, die wohl anstrengendste.
Sie führte uns auf die Kurische Nehrung in das Fischer- und Künstlerdorf
Nida (Nidden).
Hier konnte jeder die freie Zeit nach Belieben nutzen: das Thomas-Mann-Haus
besichtigen, ausgiebig zu Mittag essen oder sich bei einem Spaziergang von der
Düne in Nida beeindrucken lassen, die zu den höchsten
Europas zählt.
In Klaipeda,
dem Geburtsort des Barockdichters Simon Dach, ließ es sich die
Gruppe nicht nehmen, vor der Statue des „Ännchen
von Tharau“ das gleichnamige Lied zur
Begleitung eines Akkordeonspielers zu singen. Auf dieser Ausflugsfahrt
begleitete uns Frau Rasa, die Leiterin unseres Hotels „Domus
Maria“. Ihre umsichtige, freundliche Art, die Hilfsbereitschaft und die
hervorragende Planungsarbeit haben entscheidend zum Gelingen der Fahrt beigetragen.
Erwähnt sei hier nur, dass unsere Reisegruppe trotz der späten Rückkehr ins
Hotel noch nach 23.00 Uhr ein komplettes Abendessen serviert bekam.
Am nächsten Tag (Mittwoch, 31. August)
führte unser Weg zum „Berg der Kreuze“, einem der wichtigsten nationalen
Denkmäler Litauens. Im benachbarten Franziskanerkloster hatten wir zunächst die
Feier der hl. Messe. Über 50.000 Kreuze stehen neben dem Kloster auf einem
Hügel dicht an dicht. Obwohl unter sowjetischer Herrschaft vom KGB immer wieder
zerstört, wurden über Nacht wieder neue Kreuze aufgerichtet. Im Jahre 1993
besuchte Papst Johannes Paul II. den Kreuzberg. Eine Inschrift in englischer
Sprache erinnert an diesen Besuch. Übersetzt lautet sie: „Danke, ihr Litauer,
für diesen ‚Berg der Kreuze’, der den Nationen Europas und der ganzen Welt den
Glauben dieses Landes bezeugt.“ In Siauliai
gab es dann wieder Freizeit, und gegen Abend kehrte die Gruppe nach Vilnius
zurück. Nicht im Programm vermerkt und daher für alle außer den Initiatoren
eine nette Überraschung, war die Geburtstagsfeier für Pfr. Brabeck. Auch bei
dieser Gelegenheit erwiesen sich Frau Rasa und ihr Mann als sehr hilfsbereit.
Sie stellten einen schönen Saal
im Hotel zur Verfügung und richteten ihn
für die Feier her. Eine Angestellte des Hauses erfreute mit klassischer
Gitarrenmusik, weitere fröhliche Darbietungen lieferte der „Festausschuss“ der
Reisegruppe unter Leitung von Ehepaar Hasse. Im Anschluss an die
Gratulation saß man noch gemütlich bei Wein und fröhlichen Liedern zusammen.
Am Donnerstag, 01. September, erreichten
wir nach eineinhalbstündiger Busfahrt die Stadt Kaunas, am
Zusammenfluss von Memel und Neris
gelegen. Diese Stadt war zwischen 1920 und 1940 provisorische Hauptstadt
Litauens, da Vilnius von Polen annektiert war. Auf der Rückfahrt nach Vilnius
besuchten wir unterwegs eine große Klosteranlage, das ehemalige Kamaldolenser Kloster Pazaislis.
Heute leben dort 19 Ordensschwestern des hl.
Kasimir, des Patrons von Litauen. Eine der Schwestern gab uns die
notwendigen Erläuterungen, und jedem Teilnehmer wurde zur Erfrischung auch ein
klostereigener Apfel gereicht. Nach dem Abendessen in unserem Hotel bestand die
Möglichkeit, ein Konzert auf dem Daukantas-Platz
zu besuchen, das zum „Tag der Freiheit“ veranstaltet wurde.
Am Freitag, 02. September, feierten
wir vor der Ikone der Muttergottes im „Tor der Morgenröte“
die Abschlussmesse. Danach trafen wir in der Bernhardinerkirche Pater
Julius Sasnauskas. Er erzählte
uns anschaulich von seiner Dissidententätigkeit unter dem Sowjetregime. Bereits
mit 18 Jahren saß er deswegen im Gefängnis, und später musste er – wie
Solschenizyn – für mehrere Jahre in die Verbannung nach Sibirien. Trotzdem,
oder gerade vielleicht deswegen, so sagte uns Pater Julius, sei
diese Zeit eine Zeit sehr intensiven Gebetes und die Nähe Gottes immer spürbar
gewesen. Heute arbeitet Pater Julius u. a. bei einem Radiosender, wo er mit
christlichen Sendebeiträgen viele Hörer erreichen kann. Nach diesem Gespräch
blieb allen Teilnehmern noch reichlich Freizeit, die jeder nach seinen eigenen Wünschen
gestalten konnte.
Am Nachmittag versammelten wir uns im Speisesaal
unseres Hotels, wo Pfr. Brabeck allen, die uns auf unserer Fahrt hilfreich zur
Seite gestanden sind, ein Geschenk zum Dank überreichte. Einen besonderen Dank
sprach er Herrn Pfr. Dr. Fischer für seine kompetenten Erläuterungen und
notwendigen Übersetzungen aus. Besonders dankte er auch Herrn Bruno Lux für
seine Reiseführerassistenz und seine kontinuierliche und qualifizierte Arbeit
an der pfarrlichen Homepage. Abschließend brachte
Frau Rasa zum Ausdruck, dass es ihr Freude gemacht habe,
eine so aufgeschlossene und frohe Gruppe zu betreuen.
Als bei der Programmvorstellung schon
erwähnt worden war, dass wir uns das Abendessen am Abschlussabend erst
verdienen müssten, hat das wohl niemand so recht geglaubt. Wie groß war die
Überraschung, als wir nach kurzer Busfahrt an ein Gewässer kamen, wo die Angeln
schon bereit lagen und die Forellen warteten.
Mit großer Begeisterung stürzten sich dann
auch einige Teilnehmer auf die Ausübung dieses biblischen Berufes. Der Erfolg
konnte sich sehen lassen. Die Sorge, vielleicht nichts zu essen zu bekommen,
erwies sich für diejenigen, die sich an den Anglerfreuden nicht beteiligt
hatten, allerdings als gegenstandslos. Alle konnten sich an frischen Forellen
und Beilagen gütlich tun. Nach einem gemütlichen Zusammensein bei Gespräch und
Liedern, erneut zur Gitarre von Herrn Hasse, ging es dann wieder zurück ins
Quartier, denn die Athener mussten sich am nächsten Morgen schon um 05.30 Uhr
vor dem Hotel zum Flughafentransfer einfinden.
Eine schöne, erlebnisreiche und harmonische
Fahrt ist zu Ende.
Man darf gespannt sein, wohin St.
Michael’s Tours seine
Gäste das nächste Mal führt.
JKS
Anmerkung:
Der Fahrtbericht war von Herrn Kubon erstellt worden und wurde von mir leicht redigiert.
Rolf Werner Hasse